Strukturierte Produkte sind Kombinationen von herkömmlichen Finanzinstrumenten wie Aktien oder Anleihen mit einem Derivat. Sie können sich auf Aktien, Indizes, Zinsen, Währungen, Metalle oder Rohstoffe beziehen.
Je nachdem, wie die Finanzingenieure die verschiedenen Teile kombinieren, können sie das Auszahlungsprofil eines Produkts strukturieren. Mit keinem anderen Instrument lassen sich die Risiko-Rendite-Eigenschaften so präzise steuern wie mit strukturierten Produkten.
Mit strukturierten Produkten können Sie nicht nur von steigenden Kursen profitieren. Es ist auch möglich, mit strukturierten Produkten die Rendite bei seitwärts tendierenden Märkten zu optimieren. Und sogar bei sinkenden Märkten lässt sich Geld verdienen. Je nach Markterwartung und Risikoprofil eines Anlegers eignen sich dabei unterschiedliche Produkte.
-Zugang zu neuen Anlagethemen und Märkten
-Positive Erträge in allen Marktsituationen möglich
-Feinsteuerung des Anlagerisikos
Bei strukturierten Produkten haben Sie Ansprüche gegenüber dem Emittenten, weshalb der Qualität des Emittenten eine zentrale Bedeutung zukommt. Je nach Produkttyp ist das Risiko unterschiedlich. Einige strukturierten Produkte eignen sich für eher risikoscheue Anleger, andere Produkte bergen dagegen erhöhte Risiken. Wichtig ist darum, dass Sie die Risiken eines Produkts wie auch diejenigen des zugrunde liegenden Basiswerts verstehen.
1. Regel: Basiswert kennen
Egal, ob Aktie , Rohstoff, Devisen oder Edelmetalle: Wer ein strukturiertes Produkt kauft, muss den Wert, der dem Instrument unterlegt ist, kennen. Der Anleger muss aufgrund der ihm vorliegenden Informationen und seiner Erfahrung an den Finanzmärkten abschätzen können, in welchem Marktphasen der Basiswert in welcher Form reagiert. Das ist insbesondere bei Anlageklassen wichtig, die eine überdurchschnittlich hohe Schwankungsbreite haben, wie beispielsweise Devisen oder Edelmetalle.
2. Regel: Finanzmärkte einschätzen
Es stellt sich die Frage, ob der Käufer abschätzen kann, wie sich der Basiswert während der Zeit entwickelt, in welcher er das strukturierte Produkt halten möchte. Notwendig ist dabei auch, dass der Anleger die jüngste Entwicklung des Wertes mitverfolgt hat. Nur so kann er das Wissen aufbauen, um eine Einschätzung abgeben zu können. Achtung: Trotz noch so gewissenhafter Vorbereitung gibt es Marktbewegungen, die auch von Profis nicht voraussehbar sind. So hat kaum einer der Experten Börsencrashes wie beim Platzen der Dotcom-Blase 2001 oder beim Ausbruch der Finanzkrise 2008 vorausgesehen.
3. Regel: Eigene Risikoeignung prüfen
Der Anleger sollte wissen, ob das gewünschte strukturierte Produkt auch tatsächlich ins persönliche Risikoprofil passt. Eine Hilfe bietet zum Beispiel die Risikokennzahl, die der Schweizerische Verband für Strukturierte Produkte (SVSP) für jedes Produkt errechnet. Die Skala reicht von 1 (tief, vergleichbar mit einem Sparkonto) bis 6 (sehr hoch, vergleichbar mit Optionen). Diese Einstufung hilft dem Anleger, die angebotenen Produkte bezüglich der Risikokomponente besser beurteilen zu können.
4. Regel: Einflussfaktoren kennen
Es ist wichtig, die hauptsächlichen Einflussfaktoren an den Finanzmärkten zu kennen, die den Preis und die Entwicklung eines Produkts beeinflussen. Je nach Finanzinstrument spielen verschiedene Parameter wie Volatilität, Zinsen oder gar Inflation oder Deflation eine entscheidende Rolle. Nur wer weiss und versteht, wie sich die entsprechenden Einflüsse auswirken, kann das passende Produkt auswählen.
5. Regel: Produkt kennen und verstehen
Es muss nachvollziehbar sein, wie sich der Basiswert entwickeln muss, um mit dem gekauften strukturierten Produkt einen Gewinn zu erzielen. Solche Szenarien sind in sogenannten Payoff-Diagrammen verzeichnet. So wird die grafische Darstellung der Auszahlungsstruktur von Finanzinstrumenten per Verfallsdatum genannt. Diese Diagramme zeigen dem Anleger, mit welcher Auszahlung er bei welchem Kurs des Basiswerts beim Verfalldatum rechnen kann. Ebenso sieht der Anleger, wo der Break-even-Punkt - jener Kurs, bei dem er weder Gewinn noch Verlust erzielt - liegt.
6. Regel: Risiken identifizieren
Jedes Finanzinstrument, das dank Funktionen wie einer Hebelwirkung oder Coupon-Zahlung eine höhere Rendite ermöglicht, beinhaltet auch zusätzliche Risiken. Der Käufer sollte diese kennen, um je nach Marktsituation das Risiko-Rendite-Profil des gekauften Instruments adäquat einschätzen zu können.
7. Regel: Verlustszenarien kennen
Wenn sich der Markt entgegen der eigenen Prognosen entwickelt, sollten Anleger sich bewusst sein, unter welchen Umständen ein Verlust resultieren kann. Verschiedene Instrument kennen bestimmte Schwellen, deren Unterschreiten gar den Totalverlust des eingesetzten Vermögen bedeuten kann.
8. Regel: Produktemittenten kennen
Wer ein strukturiertes Produkt kauft, kann an der SIC Structured Exchange in der Regel zwischen fast identischen "Strukis" von verschiedenen Anbietern aussuchen. Es ist deshalb wichtig, dass man nicht nur die Konditionen des Produkts anschaut, sondern auch den Namen des Emittenten kennt.
9. Regel: Sich über das Emittentenrisiko informieren
Es ist nicht nur von Bedeutung, den Emittenten zu kennen. Man sollte sich auch bewusst sein, welche Risiken von Emittenten - den sogenannten Gegenparteirisiken - ausgehen. Je schlechter die Bonität der Bank ist, die das Produkt herausgibt, desto schlechter sind in der Regel die Konditionen des "Strukis". Es lohnt sich ein Check, ob der Verkäufer mit dem Emittenten identisch ist. Der Fall Lehman Brothers vor sieben Jahren war exemplarisch: Anleger, die ein Credit-Suisse-Produkt in ihrem Depot zu haben glaubten, hatten in Tat und Wahrheit ein Produkt der in Konkurs gegangenen Lehman Brothers gekauft. Tipp: Auf der Homepage des SVSP (www.svsp-verband.ch) lassen sich die Bonitäten der Emittenten abrufen.
10. Regel: Informationsmaterialien lesen
Informationen wie das Termsheet oder der Prospekt sollten vor dem Kauf gelesen werden. In diesen Publikationen stehen die Spezifikationen zum Produkt sowie die Erläuterungen, unter welchen Umständen der Einsatz inklusive Rendite zur Auszahlung kommt. Diese Informationen können entweder auf der Homepage des Emittenten oder bei zahlreichen Finanzdienstleistungsanbietern abgerufen werden.
(Quelle Regeln: Handelszeitung)