Eine Chartanalyse ist eine Vielzahl einzelner Techniken, die eine Vorhersage zukünftiger Börsenkurse anhand historischer Kursentwicklungen (z.B. Trends) anstreben. Diese heute auf einigen Märkten vorherrschende Art der praktischen Finanzanalyse stellt sich primär die Aufgabe, geeignete Zeitpunkte zum An- und Verkauf von Finanzwerten zu identifizieren. Zur Unterstützung der Prognosen werden verschiedene Indikatoren herangezogen.
Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse bleiben Kennzahlen aus der klassischen Makroökonomie, Branchenanalysen oder der Betriebswirtschaft unberücksichtigt. Vielmehr nimmt man an, dass sämtliche entscheidungsrelevanten Informationen über Vergangenheit und Zukunft bereits in der sichtbaren Kursentwicklung - dem Chart - enthalten sind.
Die Chartanalyse wird häufig mit der Technischen Analyse gleichgesetzt, die jedoch zusätzliche Verfahren der Markttechnischen Analyse beinhalten kann und damit über die reine Untersuchung von Kursverläufen hinausgeht.
Allen charttechnischen Analysemodellen ist die Annahme gemeinsam, dass es wiederkehrende, beobachtbare Ereignisse mit jeweils ähnlichen, wahrscheinlichen Zukunftsverläufen gibt. So können - je nachdem, welcher Disziplin ein Chart-Analytiker folgt - bestimmte geometrische Muster oder rein statistische, quantitative Indikatoren als "Richtungsanzeiger" verwendet werden.
Ziel ist die Ermittlung von Kaufs- und Verkaufssignalen für das analysierte Wertpapier. Versucht wird, den Markt zu übertreffen (beat the market); dies ist dann der Fall, wenn ein Händler eine höhere Rendite erreicht als ein zugrunde gelegter Index.
Ob man mit Hilfe der technischen Analyse tatsächlich Aussagen über den weiteren Kursverlauf eines Wertpapiers machen kann, ist wissenschaftlich nicht erwiesen und umstritten. Vertreter der klassischen Finanzmarkttheorien (Effizienzmarkt-Hypothese, Random Walk) stehen etwa in krassem Gegensatz dazu. Quantitative Studien, die sich seit den 1980er Jahren mit der Aussagekraft unterschiedlicher technischer Prognosemodelle beschäftigen, sind selten und ergeben (jedenfalls im Jahr 2005) kein klares Bild für oder gegen die Annahme, dass technische Analysemodelle eine bessere Möglichkeit zur Antizipation von Marktentwicklungen bieten würden, als der reine Zufall erwarten ließe.
Ein Argument für die Einbeziehung der Charttechnik in die Kursanalyse ist die weite Verbreitung und die Popularisierung über Anlegermagazine. Allein dadurch, dass aus dem Glauben an die Chartanalyse heraus viel Kapital bewegt wird, entsteht das aus der Psychologie bekannte Phänomen der selbsterfüllende Prophezeiung, welches eine aussagekräftige statistische Validitätsuntersuchung erschwert. Aus dem Glauben an ein Eintreffen der erwarteten Kursbewegungen heraus werden dann Aktionen (In diesem Fall entsprechende Limits, Stop Buy und Stop Loss Orders) ausgeführt, die in der Masse dann selbst die eigentliche Ursache für das tatsächliche Stattfinden dieser Kursbewegungen sein können.
Technische Analysemodelle gehen von der Hypothese aus, dass der Kursverlauf von Finanzwerten bestimmte Selbstähnlichkeiten ausbildet, die sich über die Zeit wiederholen und daher – einmal erkannt – Prognosen voraussichtlicher Kursentwicklungen ermöglichen.
In der westlichen Welt gilt der US-Amerikaner Charles Dow (der Entwickler des nach ihm benannten Dow Jones Index), als Begründer der technischen Analyse. Er publizierte seine Dow Theory über die Chartanalyse in einer Reihe von Artikeln im Wall Street Journal ab 1884. Dow erhob dabei nie den Anspruch, eine wissenschaftliche Theorie entwickelt zu haben, die dazu geeignet wäre, künftige Preise einzelner Aktien vorherzusehen. Er betrachtete seine Erkenntnisse vielmehr als Handwerkszeug für Analysten, um generelle Markttrends besser definieren zu können. Dow geht davon aus, dass Finanzmärkte sich zyklisch verhalten und in kurz- mittel- und langfristigen Wellen verlaufen.
Der US-Mathematiker Ralph Nelson Elliot baute in den 1930er und 40er Jahren auf den Erkenntnissen von Charles Dow auf und begründete die Theorie der "Elliot Waves". Sein Modell beschreibt ebenfalls Trendzyklen, die aber sehr viel stärker mathematisch definiert sind als in der Dow-Theorie.
Richard Schabacker, einer der einflussreichsten Finanzjournalisten seiner Zeit, veröffentlichte in seinem 1932 erstmals erschienenen Buch "Technical Analysis and Stock Market Profits: A Course in Forecasting" die heute noch gültige Zusammenfassung der Grundlagen der auf geometrischen Mustern basierenden Chartanalyse.
Möglicherweise marktbeeinflussend wurden die rein quantitativen Analysemodelle der Charttechnik aber erst mit der breiten Verfügbarkeit der Computertechnik. Seit den 1980er Jahren sind technische Handelsmodelle in Realzeit berechenbar und werden zum Handeln gewaltiger Investitionssummen auf internationalen Finanzmärkten angewandt.
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